Naturschutzgebiet „Wittmoor“

Grasfrosch

Das Wittmoor ist der Rest eines ehe­mals ausgedehntenatlantischen Regen-Hochmoores, das in mehreren Jahrtausenden in einer schmalen Tal­rinne aufgewachsen war. Das Wittmoor wird seit 1938 von der Landesgrenze durchschnitten. Wäh­rend das Moor im Hamburger Teil fast vollständig abgebaut wurde, ist der Torfkörper im etwa 106 ha großen schleswig-holsteinischen Teil noch weitgehend erhalten geblieben. Dieser steht seit 1981 unter Naturschutz. Bereits seit 1978 sind Naturschutzgruppen aktiv, um das Wittmoor in ei­nen naturnäheren Zustand zu bringen. Heute finden sich hier wieder großflä­chig typische Tier- und Pflanzenarten der Hochmoore.

Das Naturschutzgebiet „Wittmoor“ hat eine herausragende Bedeutung als Lebensraum u.a. für die Große Moosjungfer und umfasst entwicklungsfähige Moorlebensräume, Trockenheiden, Ma­gerrasen, Feuchtwiesen und Bruchwälder. Das Moor ist da­her im Verbund mit dem Glasmoor, dem Ohemoor und dem Nienwohlder Moor Teil des europäischen Netzwerkes „NATURA 2000“ (FFH-Gebiet).

Entstehung

Das Wittmoor liegt in einer eiszeitlichen Rinne, die während der letzten Eiszeit von einer Gletscherzunge ausgeschürft wurde. Später höhlten Schmelzwasserströme das Tal weiter aus und lagerten mächtige Sand- und Kiesschichten ab. Nach dem Abtauen der Gletscher versumpfte die nach Norden und Süden entwässernde, fast gefällefreie Rinne im Bereich der Talwasserscheide. Mit zunehmender Erwärmung breiteten sich auf den nassen Sandböden Bruchwälder aus. Dadurch lief das Wasser noch schlechter ab. Es bildete sich eine Torfschicht, die den Zustrom von Grundwasser einschränkte. Sich aus­breitende Torfmoose überwucherten den Bruchwald und wuchsen über Jahrtausende zu einem mehrere hundert Hektar großen Hochmoor auf.

Leben im Wittmoor

Kleines Wiesenvögelchen

Trotz Torfgewinnung, Entwässerung und Kultivierung kommen im Wittmoor noch bzw. inzwischen wieder typische Lebensräume der Hochmoore vor. Diese zeichnen sich durch extreme Nährstoffarmut, Nässe und sehr saure Standortverhältnisse aus. Bedingungen bei denen nur wenige hochspezialisier­te Pflanzenarten überleben können.

Zu diesen gehören vor allem Torfmoose, Wollgräser und Heidekrautarten. Im Wittmoor gibt es über 300 Schmet­terlingsarten. Auch die Gerandete Jagdspinne und die Sumpfschrecke leben hier. Durch die Vernässung haben sich viele Libellenarten wie die Große Moos­jungfer und die Torf-Mosaikjungfer wieder ausgebreitet. In die vernässten, teilweise großflächig überstauten Flä­chen sind Gras- und Moorfrosch zu­rückgekehrt. Bekassine und Pirol brüten wieder hier. Mit Glück sind Ringel­natter und Kreuzotter zu beobachten.

Entwicklung und Pflege

Nach der Unterschutzstellung wurden die vorhandenen Entwässerungsgräben abgedichtet. Durch die Wieder­vernässung sind zwei Hochmoorseen entstanden und Birken großflächig abgestorben. Die Ausbreitung hoch­moortypischer Tier- und Pflanzenarten wird durch Zu­rückdrängen der Birke (Entkusseln) unterstützt. Ziel ist die Entwicklung hochmoortypischer Lebensgemeinschaften und ein von der Umgebung unabhängiger, mooreigener Wasserhaushalt. Auch die regelmäßige Pflege der umge­benden Feuchtwiesen sowie der Heiden und Trockenra­sen sichert die Vielfalt des Gebietes.

Moorschutz ist Klimaschutz

Torfabbau in Wittmoor

Ein Abbau von Mooren findet in Mitteleuropa heute kaum noch statt. Dennoch nimmt ihre Masse immer weiter ab. Ursache ist die Zersetzung des durchlüfteten Torfes durch Mikroorganismen. Entwässerte Moore und Feuchtgebiete sowie abgeholzte Wälder sind für rund 20 Prozent der weltweiten Freisetzung des Treibhausgases Kohlendioxid ver­antwortlich. Der Schutz und die Wiedervernässung von Mooren hat nicht nur eine Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz sondern ist zugleich aktiver Klimaschutz!